Ein offenes Ohr in schweren Zeiten: Das neue Kriesentelefon hilft

[FREIBURG]

Der Regionale Krisendienst für die Stadt und den Landkreis ist an Wochenenden und Feiertagen abends erreichbar

Samstagabend, in der Leitung der Nummer 0761 8888 3533 ist eine Frau Anfang 30. Sie berichtet vom Ende ihrer langjährigen Beziehung, dass sie seitdem kaum schläft oder isst und nicht aus dem Bett kommt. Ihr kommen dunkle Gedanken und sie hat niemanden, mit dem sie sprechen kann. Das Krisenteam hört zu, entlastet emotional und erarbeitet mit der Betroffenen erste stabilisierende Schritte. Die erhält Hinweise auf eine psychosoziale Beratungsstelle.

Eine andere Anruferin berichtet von erdrückendem beruflichem Druck. Sie wisse nicht mehr weiter, wolle aber niemandem zur Last fallen. Seit Tagen schläft sie kaum. Jetzt kommen ihr konkrete Gedanken, sich das Leben zu nehmen. Erst nach 45 Minuten gelingt es der ehrenamtlichen Kraft des Krisendienstes, dass die Anruferin allmählich Distanz zu ihren Suizidgedanken aufbaut. Sie ist schließlich einverstanden, eine vertraute Person zu informieren und am Montag Kontakt zu einer Beratungsstelle aufzunehmen.

Das Krisentelefon, an das sich die beiden Frauen gewendet haben, gibt es seit April. Auch abends und am Wochenende steht der Regionale Krisendienst der Stadt und des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald damit Menschen in psychosozialen Krisen bei. Unter der Nummer 0761 8888 3533 erhalten sie und ihre Angehörige Unterstützung. Auf einer Pressekonferenz heute Vormittag zog Boris Gourdial vom städtischen Amt für Soziales eine erste Zwischenbilanz: „Das Krisentelefon wird gut angenommen. Das Personal im Ehren- und Hauptamt nimmt die Menschen ernst, die Gespräche sind niederschwellig, vertraulich und anonym. Angesichts der vielschichtigen Krisen, mit denen die Menschen zu kämpfen haben, brauchen wir solche Angebote.“

Thorsten Culmsee, Sozialdezernent des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald, ergänzte: „Beim regionalen Krisentelefon rufen Menschen aus ganz verschiedenen Lebenslagen mit den unterschiedlichsten Problemen an. Es ist sehr sinnvoll, dass wir hier die Kräfte bündeln und ein gemeinsames Angebot für Stadt- und Landkreis geschaffen haben.“

Das Gesprächsangebot am Telefon haben in den ersten Wochen rund 50 Menschen diverser Geschlechter und Altersgruppen wahrgenommen. Die Situationen, in denen sie sich befanden, reichten von Panikattacken über Sorge vor einem Rückfall in die Alkoholabhängigkeit bis zu konkreten Suizidgedanken. Auch Streit innerhalb der eigenen Familie oder Konflikte mit psychisch erkrankten Angehörigen beschäftigten manche. Gerade am Wochenende, wenn der Tagesablauf bei vielen weniger strukturiert ist, brechen solche Konflikte häufig aus. Umso wichtiger, dass das Team des Krisentelefons auch dann erreichbar ist.

Am anderen Ende der Leitung versuchen die Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen des Regionalen Krisendiensts, den Anrufenden einfühlsam zuzuhören, ihre Sorgen ernst zu nehmen und, wenn möglich, konkrete nächste Schritte zu entwickeln. Dazu zählt zum Beispiel, mit den Anrufenden die nächsten Stunden oder Tage gedanklich zu strukturieren und ihnen konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Aber auch den Kontakt zu einer Beratungsstelle können die Krisentelefonist*innen vermitteln.

Der Psychosoziale Krisendienst wurde in Kooperation mit den Gemeindepsychiatrischen Verbünden der Stadt Freiburg und des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald auf den Weg gebracht. Nach jahrelanger Vorbereitungsphase gründeten die in der Sozialpsychiatrie erfahrenen Trägervereine ASK! e.V., FHG e.V. und START e.V. die Regio-Krisendienst gGmbH. Für Stadt und Landkreis ist es ein wichtiger Meilenstein, dass man nun zu den wenigen Regionen in Baden-Württemberg zählt, die solch ein Krisentelefon anbieten. Getragen wird es durch Zuschüsse der Stadt und des Landkreises, der Aktion Mensch und Einrichtungen der beiden Gemeindepsychiatrischen Verbünde.

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