Unerwünschte Mitbewohner in der Großstadt
Verwaltung legt Konzept zur Eindämmung der Rattenpopulation vor

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Engmaschiges Monitoring und neueingerichtete Fachgruppe
Wie in allen Großstädten gibt es auch in Freiburg Ratten. Wo Menschen auf engem Raum zusammenleben, sind die unerwünschten Nager oft nicht weit. Warum? Menschen hinterlassen Müll und Ratten sind da, wo es Nahrung gibt. Mit Müll lädt man die Nager zum Festmahl ein: ein Pizzakarton in der Hecke oder Essensreste, die über die Klospülung in die Kanalisation gelangen.
Einzelne Hotspots in Freiburg
Ganz loswerden wird Freiburg seine Ratten nicht – das wäre auch die falsche Erwartungshaltung. Ein echtes Problem werden die Nager jedoch dort, wo sie in Scharen auftreten. Auch in Freiburg gibt es solche Hotspots. In den letzten Jahren kamen Beschwerden insbesondere aus Landwasser und Weingarten. Auch Mooswald, die Altstadt und Haid-Ost sind betroffen. Auf einen interfraktionellen Antrag aus dem Gemeinderat hin hat die Stadt unter Federführung des Amts für öffentliche Ordnung (AföO) in den letzten Monaten ein Konzept entwickelt, um die Rattenpopulation insbesondere in diesen Stadtteilen einzudämmen. Das Gesamtkonzept stellt die Verwaltung im heutigen Haupt- und Finanzausschuss vor.
Fachgruppe entscheidet auf Grundlage von Monitoring
Dass Ratten und Müll unmittelbar zusammenhängen, steht fest – auf dieser Grundannahme basiert auch das städtische Konzept. Darin zeigt die Verwaltung Handlungsmöglichkeiten auf, aber auch die Grenzen des Machbaren. Die Erfahrungen anderer Städte zeigen: Es gibt kein Wundermittel. So setzt das Konzept nicht auf völlig neuartige Instrumente, sondern auf bewährte Strategien – verknüpft mit einer noch engeren Abstimmung aller Beteiligten, dem vorhandenen Expertenwissen und einer genauen Beobachtung der Hotspots.
In diesem Sinne hat die Stadt eine zentrale Fachgruppe gegründet. Mit dabei sind neben dem AföO das Garten- und Tiefbauamt (GuT), die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (ASF) und die badenovaNETZE, die mit der Bekämpfung von Ratten in der Kanalisation beauftragt ist. Auch die Freiburger Stadtbau (FSB) und andere große Vermietergesellschaften sind in der Fachgruppe vertreten – denn außerhalb öffentlicher Flächen sind grundsätzlich die Eigentümer für die Rattenbekämpfung verantwortlich. Die Gruppe trifft sich seit August 2024 einmal im Monat, zukünftig sollen die Treffen einmal im Quartal stattfinden. Entscheidungen treffen die Mitglieder gemeinsam auf Grundlage des neu eingerichteten Monitorings. Dafür hat die Stadt ein Erfassungstool entwickelt: Alle Akteure speisen ihre Erkenntnisse in eine digitale Karte ein. So lassen sich bestehende Hotspots engmaschig überwachen und neu entstehende Problembereiche frühzeitig erkennen.
Konkrete Schritte: Bodendecker entfernt, Müllhäuser ertüchtigt
In den letzten Monaten hat die Gruppe bereits einige Maßnahmen beschlossen und umgesetzt – jeweils angepasst an die Situation vor Ort. So hat die ASF in den betroffenen Gebieten alle Müllsammelstellen überprüft und stellt Container für die Zwischenlagerung gelber Säcke bereit. Bodendecker, die als Versteck für Ratten und als Mülllager dienen können, haben FSB und GuT entfernt. Die Bemühungen zeigen Wirkung: In der Krozinger Straße wurden, seitdem die Kriechpflanzen verschwunden sind, auch deutlich weniger Ratten gesichtet. Die FSB hat bereits vor Konzepterstellung einiges unternommen, um dem Rattenproblem entgegen zu wirken: unter anderem Müllhäuser im Sockelbereich mit Blechen verkleidet und bei Neubauten und Sanierungen unterirdische Müllsammelbehälter installiert. Die Vonovia hat unter anderem Mieter als Müllbeauftragte auf Mini-Job Basis angestellt. Außerdem werden Bewohner laufend und umfassend informiert und sensibilisiert.
Das präventive Vorgehen gerät da an seine Grenzen, wo sich Bewohner uneinsichtig zeigen – trotz Aufklärung und obwohl ASF und Eigentümer es ihnen so einfach wie möglich machen, Müll ordentlich zu entsorgen. Ob sich durch die videobasierte Kontrolle der Müllsammelstellen das Verhalten beeinflussen lässt, testet die FSB nun in einem Pilotprojekt. Was sonst noch bleibt: unsachgemäß entsorgten Müll durch ASF oder externe Dienstleister schnell entfernen lassen. Doch das ist mit zusätzlichen Kosten verbunden, die sich am Ende in den Mietnebenkosten niederschlagen können. Wer seinen Müll illegal ablädt, dem drohen zudem hohe Bußgelder.
Neben den Bemühungen, die Rattenpopulation durch Beseitigung von Müll als Nahrungsquelle auf indirektem Weg einzudämmen, bleiben auch Köderboxen mit Gift weiterhin ein Baustein der Rattenbekämpfung. Das Garten- und Tiefbauamt hat auf öffentlichen Grünflächen insgesamt 250 Köderstationen im Einsatz. Für Hunde und Katzen besteht keine Gefahr, sie kommen nicht an das Gift heran. Durch den von der badenovaNETZE beauftragten Schädlingsbekämpfer wurden in der Kanalisation über die Stadt verteilt 70 Köderstationen installiert.
Mit dem heute vorgelegten Konzept zeigt die Stadt die Möglichkeiten und Grenzen der Rattenbekämpfung auf. Bürgermeister Stefan Breiter appelliert an die Eigenverantwortung der Mieter und Eigentümer: „Entsorgen Sie den Müll in den richtigen Behältern und lassen Sie Lebensmittelreste nicht einfach liegen! Ihr Verhalten ist entscheidend für die Eindämmung der Rattenpopulationen vor allem in den stark bewohnten Quartieren. Seien Sie Vorbild und zeigen Sie Engagement.“
Sorgen um die Gesundheit müssen sich Freiburger derweil nicht machen. Ratten können grundsätzlich zwar Krankheiten übertragen, so wie andere Tiere auch. Eine konkrete Gesundheitsgefahr geht, wie das Gesundheitsamt Breisgau-Hochschwarzwald bestätigt, von der Freiburger Rattenpopulation nicht aus.